Komm' wir schauen mal nach dem Osten!

Schlagwort: Prostatakrebs

Prostata-Krebs

Es ist vollbracht. Mein Prostata-Krebs ist für den Moment Geschichte. In Kurzform ist das so abgelaufen:

  • am 11. März festgestellt, dass der PSA-Wert viel zu hoch ist
  • am 03. April wurde die Prostata operativ komplett entfernt
  • am 10. Mai geht es mir wieder richtig gut

Viele meiner deutschen Bekannten reagierten mit Fassungslosigkeit auf meine Nachricht, mich in Shanghai operieren zu lassen. Ich habe das noch keine Minute bereut.

Intensiv-Bett

Oben also das Bett auf der Intensivstation. Noch unbenutzt.

Es ist hier Standard, nach einer Operation zunächst auf die Intensivstation verlegt zu werden. Beruhigend war für mich die Tatsache, dass durch die Bank, alle Geräte aus dem ‚Westen‘, viele sogar aus Deutschland kamen. Im Operationssaal bot sich dasselbe Bild. Leider durfte ich dort nicht fotografieren.

4 Stunden und 30 Minuten später war ich zurück und jetzt im Bett. Zig Leute sagten mir vor der Operation, dass dies eine kleine Standard-Prozedur sei. Der nächste, der sowas zu mir sagt, verliert seine Schneidezähne! Man sieht das auf dem Foto oben deutlich, ich leide, als ob ich Männergrippe hätte.

Zwei Tage war ich auf Intensiv, dann gings auf die Normalstation. Also, mittwochs operiert, freitags auf Normalstation.

So, wie auf dem Foto oben, sah die Normalstation aus. Mein Bett eben ziemlich oft leer. Ich habe dann eine Art Homeoffice ins Krankenhaus verlegt, 24 Stunden ohne jegliche Unterhaltung sind eben auch verdammt lange.

Die Gehhilfe, deren Name war übrigens ‚Turbo 2000‘, war mein Gestell um die Beutel und Drainage-Behälter aufzuhängen.

Fürs EKG musste ich mich dann aber doch aufs Bett legen.

Am Montag wurde mir erklärt, wie man Urinbeutel und Blutbehälter pflegt und ich konnte nach Hause.

Die Regeneration schritt rasant voran. Nach 3 Tagen kam kein Blut mehr aus der Drainage und ich habe sie ziehen lassen. Nach zwei Wochen kam der Urinkatheter auch weg und es begann eine neue Herausforderung.

Halte dicht!

Anfangs hatte ich Probleme nicht ständig in die Hose zu tropfen, nachdem ich dann Übungen machte um das unter Kontrolle zu bringen, war ich sehr zufrieden. Bis auf 5-10 Tropfen täglich halte ich wieder dicht!

Der Stand heute ist ein PSA-Wert von 0,1ng/ml was ganz klar darauf hindeutet, dass der Operateur wirklich die ganze Prostata erwischt hat.

Fazit: das hätte alles kaum besser laufen können………Schwein gehabt.

Mittwoch, der 13. März 2024

Es ist jetzt der zweite Tag nach der ersten vorsichtigen Einschätzung, dass meine Prostata Probleme macht. Der PSA-Wert, der heute gemessen wurde beträgt 89.

An diesem 2. Behandlungstag, was ja eigentlich noch Diagnose ist, rede ich mit dem Urologen. Seine Aussage ist klar: so einen PSA-Wert hat er ohne Krebs noch nie gesehen. Laut Protokoll steht jetzt ein MRI Scan an. Wann?

Na, sofort! Willkommen in China.

Um 13 Uhr also der Termin zum MRI. Ich verabschiede mich noch kurz von meinem Sibionics CGM-Sensor, werde mit irgendwelchen Flüssigkeiten gefüllt und in die Röhre geschoben.

Um 15 Uhr bin ich wieder angezogen, will gerade nach Hause gehen, als mich der Urologe abfängt und mir rät in der Lobby einen Kaffee zu trinken, weil das MRI um 17 Uhr ausgewertet sei.

Da erfahre ich also, dass auf der rechten Seite etwas gedeiht, was da nicht hingehört. Die Klassifizierung ist PI-RADS 4. Dies besagt eine hohe Krebswahrscheinlichkeit, da die schlechteste mögliche Einteilung PI-RADS 5 wäre.

Meine Laune sinkt. Krebs wird immer wahrscheinlicher.

Was verlangt das Protokoll nun? Eine sogenannte Biopsie. Proben müssen entnommen und ausgewertet werden.

Montag, der 11. März 2024:

In Zeiten wie diesen macht man sich über alles Mögliche Gedanken: den Krieg in der Ukraine, den Klimawandeln, Israel, Gazastreifen, Ernährung und so weiter und so fort. Ein sehr guter Freund starb 3 Wochen zuvor am Krebs, seine Kontaktdaten sind noch in meinem Wechat und Whatsapp-Account. Ich schaffe es nicht, diese zu löschen. Am 11.03.2024 ging ich zum jährlichen Checkup und was soll ich sagen? Und plötzlich bist Du es selbst! Die Welt wird ganz klein und nur noch Dein eigener Kosmos ist wichtig.

Alle Werte waren extrem gut, außer dem PSA-Wert, welcher auf Probleme mit der Prostata hinweist. Die Ärzte werden hellhörig, wenn der Wert über 5 ansteigt (ich lasse die Einheiten mal weg) und mein Wert lag bei 82. Wenn das nicht mal eine Hausnummer ist!

Standardprotokoll

Medizinisch läuft auch in China ein Standardprotokoll ab:

Urologe, MRT, Biopsie, PET-MRI usw.

Krebs ist keine akute Erkrankung welche eine sofortige und schnelle Maßnahme erfordert. Es wird untersucht und Du wirst nach Hause geschickt, bis das Ergebnis kommt. Und genau das ist es, was mich innerlich auffrisst. Diese gottverdammte Warterei! Dies wiegt umso schwerer als ich Workaholic und Kontrollfreak bin. Es ist meiner Kontrolle entglitten.

Freundeskreis

Leider musste ich auch lernen, dass einige meiner Bekannten, das Wort Freunde verwende ich für diejenigen nicht mehr, sehr „aluhut-befallen“ sind. Krebs bekommt man, weil man gegen COVID19 geimpft wurde. Ich sei ergo selbst schuld daran.

Was läuft auf dieser Welt eigentlich nicht schief?

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