Ab 01.01.2025 soll es wohl nicht mehr erlaubt sein, Rindviecher auf dem Zweirad zu transportieren. Es wurde auch Zeit dafür.
Monat: November 2024
Erstaunlich, wieviele an Diabetes erkrankte Menschen von ihrem Diabetes-Monster reden! Das hatte ich noch nie so empfunden, ganz im Gegenteil.
Wieso denn ‚ganz im Gegenteil‘, was bedeutet das denn? Nun, der Diabetes hat dazu geführt, dass ich mich mit den Themen Ernährung, Bewegung und Gesundheit auseinandersetze. Deshalb sage ich, dass der Diabetes für mich eine Art Lebensberater geworden ist. Von einem Diabetes-Monster ist das weit entfernt!
Ernährung
Ich gebe es zu, ich bin ein extremer Mensch. Mache ich etwas, dann mache ich es richtig! Oben sieht man meinen Glukoseverlauf der letzten Nacht, durch das Frühstück, bis zum Sport.
Mein Frühstück ist so eine „Power-Bowl“ aus Gemüse, etwas Obst, Käse und Nuss-, Oliven-, Leinsamen- oder Advocado-Öl.
Die Kohlehydrate für das Radfahren kommen hier von den Kichererbsen. Brot gehört für mich zu den Lebensmitteln, die ich nicht verzehre. Da steckt so viel Energie drin, die könnte ich niemals „verbrauchen“.
Snacks bestehen bei mir am Nachmittag auch nicht aus Kuchen oder anderem Süßen. Gegen 15 Uhr gibt es griechischen Joghurt – Achtung! Nicht Joghurt griechischer Art, sondern griechischen Joghurt, mit Kürbiskernen und hier im Foto Preiselbeersaft und Blaubeeren.
Natürlich gibt es nicht jeden Tag dasselbe.
Bewegung tut Not
Ich leihe den Begriff mal aus und sage, dass das Diabetes-Monster auch nach Bewegung verlangt. Nein, diese Aussage ist falsch! Jeder Mensch, ob er nun Diabetes hat oder nicht, sollte sich regelmäßig bewegen.
Heute, am Samstag, saß ich also auf dem Rad, bis der Blutzucker auf 5.0mmol/l runter ging. Nach 45 Minuten hatte ich also mein Soll erfüllt. Heute Mittag werde ich dann noch 10 000 Schritte am Fluss entlang gehen.
Für mich ist der Diabetes kein Monster. Ich denke, die Dinge positiv zu sehen ist auch nicht naiv – es erleichtert aber vieles ungemein.
Kollegen und Freunde sagen ziemlich oft zu mir: Du hast unheimlich viel Glück! Wieso habe ich das nicht?
Im Allgemeinen antworte ich darauf so: Wenn Du das Glück wärst, würdest Du dann zu Dir kommen wollen?
Übrigens: Frosch hat fast keine Auswirkungen auf die Blutglukose!
Heute beschreibe ich nichts, was ich selbst erlebt oder erfahren habe. Heute beschreibe ich die verrückte Radfahrt der Studenten von Zhengshou nach Kaifeng. Ein Ereignis der Superlative, selbst für China, in welchem ja eine Menge Menschen leben.
Ursprung des nächtlichen Umtriebs
Im Juni 2024 entschlossen sich vier Studentinnen in der Nacht von Zhengzhou nach Kaifeng zu radeln, um dort – und dies bedient jetzt meine Vorurteile gegenüber Chinesen – die berühmten Kaifeng Suppen Dumplings zu essen. Das sind ja immerhin 50km und für untrainierte Studenten auf diesen Mietfahrrädern ist das eine Herausforderung. Meine Vorurteile gegenüber Chinesen sind: steh‘ denen niemals im Weg, wenn die essen wollen! Die mähen dich nieder. Chinesen jeglichen Alters geht das Essen über alles.
Diese Radfahrt der kleinen Gruppe ging unter der Bezeichnung „Youth has no price, Night Ride to Kaifeng has it“ viral und fand immer mehr Beachtung. Mittlerweile nehmen auch Studenten von anderen Universitäten und deren Freunde an der Fahrt teil.
Der Preis fuer eines diese shared bikes beträgt für diese Fahrt 16.5RMB, was in etwa 2.15Euro entspricht.
Stand heute
Die Teilnehmerzahl am 09. November schwankt extrem, je nachdem, wem man Glauben schenken mag. Die offizielle chinesische Seite spricht von 17000 Radlern. Die Miet-Rad Unternehmen registrierten dagegen 100.000 zusätzlich eröffnete Mietbike-Accounts. Andere Quellen benennen 200.000 Teilnehmer.
Es gab in Zhengzhou schon Stunden vor dem Ereignis kein Mietrad mehr.
Da der Starttermin der 9. November 16:oo Uhr war, brach auf den Straßsen nach Kaifeng natürlich das Chaos aus. Die Polizei reagierte und sperrte die Hauptverbindung für den Kraftfahrzeug-Verkehr. Eine Zweirad-Lawine war auf dem Weg nach Kaifeng, gesäumt von begeisterten Zuschauern.
Der Morgen danach
Wie erwähnt, es sind 50km und untrainierte Studenten. Die Ernüchterung der Menschen in Kaifeng kam am Morgen danach. Schlafende Studenten über die ganze Stadt verstreut und – ein Bild des Grauens – 100.000 Mieträder überall in der Stadt verstreut. Die Kernstadt selbst hat nur etwa 1.2 Millionen Einwohner. In China also eine Kleinstadt.
Die Zukunft?
Es wird diese Veranstaltung vermutlich nicht mehr geben. Clever wie immer, die chinesische Regierung wird das nicht verbieten. Aber, die Mieträder werden sich zukünftig automatisch wieder abschließen, wenn man den Stadtbezirk von Zhengzhou verlässt. Grund hierfür ist natürlich der Diebstahlschutz. Ein Schelm, welcher anderes vermutet.
Mögliche Gründe für die Fahrt von Zhengzhou nach Kaifeng
Viele machen den Druck, welcher auf den chinesischen Studenten lastet für diese Fahrt verantwortlich. Welchen Druck denn?
Nun, da wäre natürlich zum einen die wirtschaftliche Lage Chinas. Junge Menschen mit Universitätsabschluss müssen um Jobs kämpfen. Vorbei sind die Zeiten, als die Firmen um die jungen Menschen kämpfen mussten.
Der daraus resultierende Druck der Eltern ist gigantisch. Junge Chinesen sind gefangen in dieser starren Familientradition:
- Universitätsabschluss
- Gut bezahlter Job
- Wohnung kaufen (der männliche Teil)
- Heiraten
- Kinder in die Welt setzen
- Den Eltern der Frau die Erziehung anvertrauen
- Beide Elternteile gehen arbeiten
- Die Eltern der Frau gehen in Rente
Sobald einer der oben genannten Punkte nicht funktioniert, baut die liebe Verwandtschaft Druck auf. „Du musst Dich mehr bemühen!“.
Gut bezahlte Jobs sind Mangelware, dann kann keine Wohnung gekauft werden und somit auch nicht geheiratet werden.
Hier eine Aussage einer jungen Chinesin die sehr schön zeigt, wie sich die Jugend teilweise fühlt:
In the eyes of most Chinese, unemployment
is anxiety and rest is crime.
From the age of 18, working until 65,
working all my life.
It is terrible that 40 years of work, but not in
exchange for a happy life. From elementary
school, middle school, high school,
university, it seems that everyone has been
on the road, like a donkev that can never
rest, working until the end of life.
Weiterhin sieht sich die Regierung ebenfalls gezwungen diesen Ablauf zu stören. Frauen können nicht mehr mit 50 Jahren und Männer nicht mehr mit 55 Jahren in Rente gehen. Wenn aber nicht beide Elternteile eines Kindes arbeiten gehen, dann ist die Kasse weit vor Monatsende leer.
All dies berücksichtigend wird klar, welche Gefahr in so einem Ereignis für die chinesische Regierung steckt. 200.000 unzufriedene Studenten auf einem Fleck?
Es waren bereits Aussagen wie, „Wir fühlten uns alle wie Kameraden!“ zu hören.
Ich zweifle an einer Wiederauflage dieses Events.